Aktive religiöse Gemeinschaften

Sogenannte „etablierte“ Religionsgemeinschaften wie die evangelischen Landeskirchen oder die römisch-katholische Amtskirche verlieren stetig Mitglieder. Dagegen bleibt die Zahl von kleinen, aktiven Religionsgemeinschaften in Mitteleuropa stabil oder steigt sogar. Weltweit haben diese kleineren Gemeinschaften einen großen Zulauf. Innerhalb der katholischen und evangelischen Kirchen ist ebenfalls eine Wanderungsbewegung zu beobachten – weg vom „Mainstream“ hin zu charismatischen Gemeinschaften innerhalb der Kirche.

Genau hier besteht eine Chance für die organisierte Religion. Manche Forscher sprechen, mit Blick auf das Christentum, auch von einer „zweiten Reformation“. Früher hatte die Kirche den Anspruch, sich um alle Menschen zu kümmern. In der Zukunft werden kleine, insbesondere missionarisch aktive Gemeinschaften diesen Anspruch in Frage stellen.

Diese kleinen Glaubensgemeinschaften sind in moralischen Fragestellungen generell sehr konservativ und sind der Überzeugung, dass ihr Glaube der einzig richtige ist. Sie scheuen sich nicht, ihren Glauben aktiv und manchmal auch offensiv in die Öffentlichkeit zu tragen. Wer heute an einem normalen Samstag durch die Fußgängerzone einer europäischen Großstadt geht, wird dies unschwer erkennen. Viele Glaubensgemeinschaften haben hier ihre Stände aufgebaut oder machen anderweitig Werbung für ihre Kirche. Wo früher meistens lediglich Zeugen Jehovas und manchmal Mormonen sichtbar waren, werben heute die verschiedensten evangelikalen, muslimischen und andere Glaubensgemeinschaften für ihren Glauben. Diese kleine Gruppen höchst aktiver Gläubiger macht Großveranstaltungen in Stadien und anderen öffentlichen Orten. Sie hat auch im Internet bei religiösen Themen häufig einen starken Stand.

Viele dieser aktiven religiösen Gemeinschaften sprechen auch weltweit die religiösen Bedürfnisse vieler Menschen an. Sie vermitteln sinnsuchenden Menschen klare Botschaften und klare Regeln für das Leben. Sie geben außerdem klare, dogmatische Antworten auf Lebens- und Zukunftsfragen.

Was in Mitteleuropa viele Menschen befremdet und nur sehr wenige anzieht, ist weltweit anders. Hier haben traditionalistische, konservative Gruppen innerhalb der Weltreligionen großen Zulauf. Im Hinduismus beispielsweise gewinnen konservative Gurus Anhänger.

Allgemein ist für die Zukunft also eine gewisse Zersplitterung der religiösen Landschaft und die weitere Stärkung aktiver religiöser Gemeinschaften zu erwarten.