Vor 450 Jahren gründete Ignatius von Loyola gemeinsam mit fünf seiner Gefährten in Paris den Orden der Jesuiten. Die „Gesellschaft Jesu“ stellte ihr Leben ganz in den Dienst Gottes mit der Losung, den Allmächtigen in allen Dingen finden zu wollen. Heute ist der Jesuitenorden der größte katholische Männerorden mit vielfältigen Wirkungsbereichen. Die Ordensgemeinschaft unterhält zahlreiche Schulen und Hochschulen und unterstützt mit Hilfe des Ordensnetzwerks weltweit mehr als 600 Projekte in den Bereichen Bildung, Flüchtlingshilfe, Armutsbekämpfung, Gesundheitsförderung, Menschenrechte und Pastoralarbeit. Im Mittelpunkt stehen dabei die solidarische Begegnung von Mensch zu Mensch und die Zusammenarbeit mit Menschen nach dem Leitsatz „zur größeren Ehre Gottes“.
1534 legten sechs Theologiestudenten der Sorbonne Universität rund um Ignatius von Loyola auf dem Montmartre in Paris das Gelübde ab, ihr Leben in Armut und Ehelosigkeit zu verbringen und nach Jerusalem zu pilgern. Da sich die Pilgerfahrt nicht durchführen ließ, reiste die Gruppe 1539 zu Papst Paul III., um ihm ihre Dienste anzubieten. 1540 wurden sie als Orden anerkannt. Die „Gesellschaft Jesu“ legte das sogenannte „Papstgelübde“ ab, das besagte, vom Papst überallhin gesendet werden zu können. Der Grundstein für die vielfältige Missionstätigkeit des Jesuitenordens war gelegt. Auch heute ist die Jesuitenmission weltweit vernetzt und an vielfältigen Hilfsprojekten beteiligt: Bau und Erhalt von Bildungseinrichtungen, Kleidung und Schuhe für jeden Tag für die Armen, Bestrebungen für den Erhalt und die Durchsetzung von Menschenrechten, Veränderung ungerechter Strukturen und Hilfe im Gesundheitswesen.
Im ersten Jahrhundert des Bestehens wuchs der Orden zahlenmäßig stark und die Gemeinschaft übernahm eine führende Rolle in der Gegenreformation. Ziel der Jesuiten war, den Klerus auszubilden und zu reformieren, um die Ausbreitung des Protestantismus aufzuhalten. Um eine solide und exzellente Ausbildung zu garantieren, wurden europaweit zahlreiche Kollegien, Universitäten, Seminare und Ausbildungshäuser gegründet und unterhalten. Außerdem wurde das sogenannte „Jesuitentheater“ geschaffen, um das Volk auf spielerische Art und Weise in religiösen Themen weiterzubilden. Auch in der Wissenschaft gelang den Jesuiten Herausragendes und zahlreiche bedeutende Wissenschaftler gingen aus dem Orden hervor, etwa Athanasius Kircher, der die „Laterna Magica“ und damit den Vorläufer der heutigen Projektoren entwickelte.
Da der Jesuitenorden direkt dem Papst unterstellt ist und von einigen Herrschern als Bedrohung für die eigene Macht wahrgenommen wurde, wurde der Orden in mehreren Ländern immer wieder verboten und 1773 von Papst Clemens XIV. sogar ganz aufgehoben. 1814 wurde er aber durch Papst Pius VII. wiederhergestellt. Heute steht mit Papst Franziskus erstmals in der Geschichte ein Ordensbruder der Jesuiten an der Spitze der katholischen Kirche.